Wie alles begann…
Nachdem der Skilauf Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zum allgemeinen Wintersport wurde, entstand Jahre vor dem Bau der Oberstdorfer Bergbahnen am Karatsbichl ein Skigelände. Seine Bekanntheit verdankte es ganz wesentlich den Gebrüdern Hermann (geb. 1900) und Lise (geb. 1902) Schedler.
Schon 1922 bzw. 1924 hatten Hermann und Lise Schedler die Skilehrerprüfung abgelegt und wenig später die Skischule Schedler am Karatsbichl gegründet. Man lehrte „Christiania“ und „Telemark“ im eleganten Skianzug aus „Homespoon“-Tuch mit hellen Knickerbockers und roter Wollbluse. Persönlichkeiten wie Sachsens damaliger Kultusminiert Kaiser mit Frau Alice und Tochter Lotte von Seeberg, die Schauspielerin Magda Schneider, die Fabrikantenfamilie Reemtsma und Graf Hubert zu Neippberg aus Schwaigern/Heilbronn zählten zu Hermanns Skischülern. Seine wohl prominenteste Schülerin aber war die holländische Kronprinzessin Juliane, die 1930 mit Gefolge am Karatsbichl das Skilaufen lernte.
Im Jahr 1927 entstand nach einem Plan von Zimmermeister Hans Haneberg die „Skihütte Karatsbichl“, das heutige Café Karatsbichl. Viele Bilder in der gemütlichen Stube am Kachelofen zeugen noch heute von der Anfangszeit des Skilaufs in Oberstdorf. Das große Vorbild der Gebrüder Schedler aber war der Arlberger Skipionier Hannes Schneider aus St. Anton. 1928 waren Hermann und Lise auf Einladung Schneiders in St. Anton und fuhren dort ihren ersten Slalom gegen internationale Konkurrenz. Schneider hätte die schwarzhaarigen Schedler-Buben gerne bei sich in St. Anton als Skilehrer behalten, doch diese träumten von einen Skidorf, das sie zu Hause gründen wollten.
1932 schloss sich die „Skischule Schedler“ mit der „Skischule Brutscher – Müller – Merz“ und anderen Skilehrern zur „Ersten Skischule Oberstdorf“ zusammen. Diese Skischule feiert im Jahr 2022 ihr 90-jähriges Bestehen und wird derzeit geleitet von Hermanns Enkelin Claudia Joas.